Die
Deutsche Polarflug führte
jetzt im Mai erfolgreich ihren sechsten Expeditionsflug zum
Nordpol durch (Reportage hier auf der
nordlandseite). 280
Passagiere erlebten dabei auch die Ankunft eines Originalteiles von
dem Flugboot, mit welchem der berühmte norwegische
Polarforscher Roald Amundsen 1925 versucht hatte, den Nordpol
zu erreichen. Flugkapitän Wilhelm Heinz von
der Fluggesellschaft airberlin führte
es im Cockpit mit. Ein Mitarbeiter der nordlandseite
konnte das Amundsen-Teil nach Berlin und dann bis zum
Nordpol begleiten.
Amundsen, 52 jährig, will 1925
mit zwei Dornier-Flugbooten endlich den Nordpol erreichen. Es ist ein
weiterer Versuch des Norwegers zum Nordpol zu gelangen. Mit
sechs Expeditionsmitgliedern starten die zwei
Dornier-Flugboote N-24 und N-25 von Ny Ålesund auf Spitzbergen
am 21. Mai 1925 in Richtung Nordpol. Doch beide Maschinen
müssen auf Höhe des 88. Breitengrades auf dem zerfurchten
Packeis notlanden. Der N-24-Wal war bereits beim Start auf
Spitzbergen leck und hätte den Nordpolflug so nicht
ordnungsgemäß beenden können. Pilot Dietrichson später zu
seinem Entschluss trotz des Schadens weiterzufliegen, „(...)
um N 25 nicht im Stich zu lassen. Er (Dietrichson) wollte
lieber das Leben riskieren, als den Erfolg des Fluges aufs
Spiel zu setzen.“
Als erstes muss der N-25 wieder
auf das Packeis gesetzt werden. Unter großen Mühen gelingt den
sechs Männer diese gemeinschaftliche Aktion. Mit nur drei
Männern wäre der Rettungsversuch bereits jetzt gescheitert.
Amundsen hat für
den Notfall einiges mit an Bord der beiden Flugboote. Dazu
gehören Nahrung in Form von
Pemmikan, leichte Schlafsäcke und
Benzinkocher. Und Amundsen hat vor dem Start verfügt, eine
eventuelle Suche solle längstens bis zum 2. Juli dauern und
müsse sich neben Spitzbergen besonders auf das
Kap Columbia
auf Ellesmere-Land konzentrieren. Denn diesen nördlichsten
Punkt Kanadas wolle die havarierte Mannschaft bei einer
möglichen Wanderung über das Eis ansteuern.
Auf dem Eis ernähren sie sich
von dem streng rationiertem Pemmikan. Amundsen als
Expeditionsleiter hat die Ration weiter reduziert, wenige hundert Gramm am Tag müssen reichen. Es gibt keinen
Funk. Wenn bis zum 15. Juni kein Startversuch gelingt, soll
das Flugboot zurückgelassen und über das Packeis zu Fuß wie vereinbart das
Kap Columbia erreicht werden. Der 15. Juni
wird deshalb gewählt, weil nach diesem Datum das Eis für einen
erfolgreichen Start zu warm wird. Die Schwimmer des Flugbootes
hätten wegen des zunehmend klebrigen Schneematsches keine
genügende Gleitung mehr auf dem Eis, um abheben zu können.
Daheim wird unterdessen die
Rettungsexpedition in die Wege geleitet. Am 8. Juni 1925 wird
in Oslo beschlossen, auf Spitzbergen, Ostgrönland,
Westgrönland und Kap Columbia
Hilfsstationen einzurichten. Am 16. Juni erreichen zwei
Hansa-Brandenburg-Wasserflugzeuge der norwegischen Marine an
Bord eines Kohledampfers die Adventsbucht auf Spitzbergen und
werden zu Wasser gelassen. Sie sollen starten, sobald das
Wetter es zulässt. Am 17. Juni fliegen die beiden
Suchflugzeuge weiter nach Ny Ålesund. Sie sollen wie
vereinbart bis zum 2. Juli unterstützt von zwei Schiffen die
Region nördlich von Spitzbergen großflächig absuchen. Danach
soll die Suche eingestellt werden.
Die sechs Männer gelten als
abgestürzt und verschollen oder gar schon als tot. Ein
Schicksal, welches Amundsen drei Jahre später wieder und
diesmal endgültig widerfahren soll.
Doch den Gestrandeten gelingt auf dem
Packeis nach fast vier Wochen schließlich das
Unglaubliche. Sie ebnen eine 500 Meter lange und zwölf Meter
breite Piste in das kantige Packeis. Breite Rinnen müssen mit
Schnee aufgefüllt werden. Geschätzte 500 Tonnen Eis und Schnee
haben sie für die Startbahn beiseite geräumt. Mit dem einem Flugboot, dem N-25, können sie zu
sechst an Bord erfolgreich starten, „mit dem Tod als
Fahrgast“, wie es später Amundsen in seinem Buch „Die Jagd
nach dem Nordpol“ schreibt.
Ein 850 Kilometer langer Flug
bis Spitzbergen steht ihnen in dem Dornier-Wal N-25 bevor. Als sie das offene
Wasser nördlichen von Spitzbergen erreichen, sitzt die
Steuerleitung fest. Zudem ist der Tank praktisch leer. Eine
neue Notlandung in einer unruhigen See erwartet sie nun. Riiser-Larson sitzt alleine am Steuer,
während die Anderen sich achtern zusammenquetschen, damit das Flugboot einen besseren
Schwerpunkt beim Wassern hat.
Auf dem Wasser treibend können
die Männer eine Stunde später eine Bucht am Nordkap von
Nordostland erreichen. Über den Rand des Landeises klettern
die Männer und freuen sich wie Kinder, als sie das erste
Mal seit vier Wochen endlich festes Land unter den Füßen
spüren. Wieder eine Stunde später passiert ein Fischkutter die
Bucht. Was für ein glücklicher Zufall! Die Männer springen
in ihr Flugboot, und über das Wasser gleitend erreichen sie den
völlig verdutzten Kapitän des Fischkutters Sie sind gerettet!
Der Kapitän will die Männer nach
Ny Ålesund bringen. Der N-25-Wal wird von dem Fischkutter in Schlepptau genommen.
Aber wegen der unruhigen See wird das Flugboot in einer Bucht mit dem
passenden Namen Branntweinbucht, wie es später Amundsen
schildert, sicher vertäut zurückgelassen.
Bei der Vorbeifahrt an
Virgohafen auf der Insel Danskøya im Nordwesten von
Spitzbergen stehen die Männer mit
hochgehaltenen Fahnen auf Deck, um dem Schweden Salomon August Andrée und
seinen beiden Mitreisenden Strindberg und Frænkel Respekt zu zollen. Andrée wollte 1897 als erster Mensch
den Nordpol durch die Luft mit seinem Gasballon erreichen und
ist seitdem verschollen (erst 1930 werden die Leichen,
Fotografien und Tagebücher der
Andrée-Expedition im Osten von Spitzbergen auf der Insel Kvitøya gefunden).
Am späten Abend des 18. Juni
erreicht der Fischkutter mit den geretteten Männern endlich
wieder Ny Ålesund.
Amundsen, Dietrichson, Ellsworth, Feucht, Omdal und
Riiser-Larsen leben! Amundsen beschreibt die Ankunft später
so: „Den Empfang, der uns da zuteil wurde, werden wir nie
vergessen, selbst wenn unser Gedächnis uns sonst im Stich
lassen sollte. (…) Die Toten waren zum Leben erwacht.“
Ein Jahr später kann Amundsen an Bord des
Luftschiffes Norge wirklich und endlich den Nordpol erreichen. Damit ist
Roald Amundsen der erste Mensch am Südpol (1911), der erste
Bezwinger der Nordwestpassage (1906), der zweite Bezwinger
(nach dem Schweden Nordenskiöld) der Nordostpassage
(1918-1923) und wahrscheinlich auch der erste Mensch am
Nordpol zusammen mit Umberto Nobile und Lincoln Ellsworth
(1926). Amundsen - ein ganz globaler Wikinger!
Der Wal unter Wolfgang von
Gronau
1930 startet der deutsche
Flugpionier
Wolfgang von Gronau mit dem Dornier Amundsen-Wal,
der
jetzt die Kennung D-1422 trägt, zu seinem Transatlantikflug,
dem ersten Flug in der Luftfahrtgeschichte von Sylt nach Amerika, von Ost nach West. In
mehreren Etappen erreicht er New York und wird dort umjubelt
von dem amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover empfangen.
Von Gronau gelingt zwei Jahre später in einem anderen
Dornier-Wal, dem so genannten Grönland-Wal, eine
Weltumrundung.
Ausstellung und Zerstörung
1932 kommt der Dornier
Amundsen-Wal in das Deutsche Museum nach München und wird
ausgestellt. Bei Angriffen 1944/45 wird auch das Museum
zerbombt; auch der Amundsen-Wal brennt aus und ist komplett zerstört. Einige
wenige Blechteile können geborgen werden. Diese werden in
Kunstharz eingegossen und erinnern heute an das großartige
Dornier-Flugboot.
Endlich am Nordpol!
Für den Nordpolflug stellte
jetzt ein Sammler das Originalstück von dem berühmten Amundsen-Wal
Flugkapitän Wilhelm Heinz zur Verfügung, um es
zum Nordpol zu bringen. Heinz: „So erreicht wirklich ein
Teil des legendären Amundsen-Wal nach 87 Jahren den Nordpol!“
N-25 - Nachbau im Sommer 2012
im
Dornier-Museum
In Sommer 2012 wurde ein 1:1-Nachbau, des Amundsen-Wal im
Dorniermuseum am
Bodensee ausgestellt. In einer Sonderausstellung war u. a. ebenfalls das Exponat
ausgestellt, welches wirklich am Nordpol war.
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