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„Hurra! Endlich
Schnee!“ - Lars am Ruotimolahti. |
Mit
sechsjährigem Sohn nach
Finnland |
Lars
im Schnee |
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Nein, so
einen richtigen Schneewinter hat Lars mit seinen sechs
Jahren hier in Kaarst im Westen der Republik noch nicht
mitbekommen. Außerdem ist es die letzte Gelegenheit, mit
ihm außerhalb der Schulferien zu verreisen. Unser
finnischer Freund Risto gibt grünes Licht; die Hütte im
Wald ist frei. So starten Lars und Papa Ende März mit dem
Flugzeug in Richtung Norden.
Mit Papa zwei Wochen in der finnische
Einöde verbringen, das wird bestimmt spannend. So hat der
kleine „Eisbär“ am Vorabend der Abreise fast 40
Grad Fieber! Daheim lassen? Soll Papa alleine fliegen?
Mutter Petra sagt, der Junge fiebert „nur“ der
Reise entgegen, alles normal. Am nächsten Morgen nehmen wir
ihn mit zum Flughafen. Es geht ihm viel besser. Kaum sitzt
er im Flieger, blättert er in den Comic-Heften herum,
schaut gespannt aus dem Fenster und fragt gelegentlich: „Papa, wann sind wir da?“. Er ist wieder 100
Prozent fit!
In Helsinki ist es kalt, die Straßen sind
vereist. Am Hafen staunen wir über das zugefrorene Meer.
Riesige Fähren liegen an den Kais. Lars glaubt, es seien
Häuser. Dem herrlichen Engels-Dom schenkt er nur wenig
Beachtung. Im Kappeli schlürft er einen heißen Kakao. Wir
übernachten im Eurohostel, ehe am nächsten Tag der Zug
nach Mikkeli abfährt.
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Aufgenommen bei unserer Ankunft in Mikkeli mit der Webcam
von Yle-Radio
Mikkeli. Links steht Risto, rechts Lars, in der Mitte
ich.
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Dort angekommen nimmt
uns Risto am Bahnhof in Empfang und fährt uns durch eine
dick verschneite Landschaft zuerst zum Supermarkt und dann
zur Waldhütte. Lars ist ganz aufgeregt und freut sich auf
die erste Schneeballschlacht.
In der Hütte war ich schon öfters, darum
weiß ich, was uns erwartet. Ein großer Raum mit Bett,
Kochecke und Kamin wird für die nächsten Tage unser
Zuhause. Während Lars draußen durch den Schnee tobt,
richte ich die Hütte ein und heize die Sauna. Danach
fliegen die ersten Schneebälle durch den finnischen
Wald...
Eigentlich haben wir großes Glück mit
dem Schnee. Der Winter ist laut Kalender schon zu Ende
- aber nicht in diesem März! Dafür wird die nächste
Nacht sogar die kälteste Nacht überhaupt, die Ende März
im Südosten Finnlands gemessen wird. Das Thermometer sinkt
auf minus 24 Grad. Doch davon kriegen wir nichts mit, denn
wir schlafen gut und fest in unserer warmen Hütte.
Lars bekommt von Risto einen blauen
Schlitten und verbringt Stunden mit schnellen Abfahrten die
alte nicht mehr benutzte Landstraße herunter. Klar, wer alles wieder hochziehen
darf?! Eigentlich habe ich mir einige Bücher mitgenommen
und freute mich auf schöne Leseabende, wenn Lars im Bett
liegt und das Feuer im Kamin prasselt. Aber während der
gesamten Zeit liege ich praktisch zeitgleich mit Lars im
Bett - fix und fertig von Schnellballschlachten,
Schlittenziehen und
Saunabaden!
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Wintersportler Lars. Dank warmer Kleidung und trockener
Kälte - tagsüber bis -12 Grad - hatte der Junge einen
Riesenspaß!
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Selbst Lars freut sich
nach den eiskalten Schneetagen auf die heiße Sauna. Die
Hitze des Holz gefeuerten Ofens ist richtig angenehm, und
Lars stürzt sich nach den Gängen wagemutig nach draußen
in den Schnee. Sauna +85 Grad, draußen –15 Grad! Ist doch
schön am Abend, sich nach dem Sauna-Gang gemütlich spannende Bilderbücher anzuschauen und heißen
Pfefferminztee zu
schlürfen..
Wohlig müde und meist
Hörspiele hörend reist Lars in das Reich der
Träume. Papa räumt derweil auf und bringt sich mit der
Deutschen Welle auf den tagesaktuellen Stand der Dinge.
Mit seinem Traktor hat Risto tiefe Rillen
in den Schneeweg zum Gipfel des etwa 20 Meter hohen
Hausberges gefahren – die beiden Spuren sind jeweils gerade
breit genug für Lars‘ Schlitten, eine richtige Bobbahn!!
Das wird ein Abenteuer! Durch den dicken Schnee stampfen wir
hoch. Oben gibt es erstmal heißen Pfefferminztee zum
Durchwärmen. Ein letztes Hochziehen der Socken; der
Reißverschluss wird geschlossen; Mütze, Schal und
Handschuhe sitzen perfekt! Dann stürzt sich Lars mit Bob
und Anlauf in den Eiskanal und donnert wagemutig hinunter.
Viel besser als das Schlittenfahren auf der Landstraße!
Bei der dritten Abfahrt warte ich an der
Mitte der Strecke auf den kleinen Wintersportler, um ein
Foto von ihm zu machen. „Los!“, brülle ich durch
den Wald. Kurz danach höre ich das Plastik über den kalten
Schnee schleifen – Lars donnert kopfüber um die nächste
Kurve. Meine Kamera löst aus, da wird Lars aus der Kurve
geschleudert und verfehlt mich um etwa ein bis zwei
Zentimeter. Seine Fahrt findet in einer dicken Schneewehe
ein gepolstertes Ende. Lars ist weiß vom Schnee, ich mehr
vor Schreck. Glück gehabt!
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Dick vereist sind die
finnischen Seen. So auch der Ruotimolahti, quasi unser
Haussee. Doch auf dem Eis liegt eine dicke Schneeschicht,
die Lars bis fast zur Hüfte reicht. Ich marschiere vorne
weg, Lars folgt mehr schlecht als recht durch die Schneise.
Nach gut hundert Metern retten wir uns ans Ufer; es ist
einfach zu anstrengend, ehrlich gesagt auch für mich. Mit
einer Tasse Tee aus der Thermoskanne wärmen wir uns auf und klettern weiter zu
einer Eisorgel in der Nähe. Es sind riesige Eiszapfen, die
sich an einer Schieferwand gebildet haben. Auch Lars ist von
diesem Naturgebilde fasziniert. Ein paar Fotos, noch ein
Schluck Tee, dann rutschen wir wieder zurück.
Für unseren nächsten
Ausflug überlegen wir uns Möglichkeiten, wie wir besser
durch den Schnee kommen könnten.
Tennisschläger finden wir
nicht in der Hütte und auch nicht im Schuppen. Sonst hätten
wir uns
Schneeschuhe daraus
gebastelt, wie sie öfters die Trapper in den
Naturdokumentationen im Fernsehen tragen.
Überraschung von Risto – Lars bekommt
ein Paar Langlaufskier; das Problem ist gelöst. Außerdem hat Risto rund um die
Hütte eine Loipe gespurt. Erste Erfahrungen sammelt Lars
auf dem Weg vor der Hütte, dann will er es wissen. Also
hebe ich ihn in die Spur, und los geht es. Geradezu
spielerisch flitzt Lars zwischen den Bäumen umher, bis er
hinfällt. Das wird dann schwieriger, weil er nicht aus
seinen Skiern kommt. Also muss ich mich durch den hohen
Schnee zu ihm durchkämpfen, um ihm aufzuhelfen. Kaum steht
er wieder, wedelt er mit einer gewissen Leichtigkeit weiter,
während sich sein Vater ohne Skier mit Mühe und Not zur
Hütte zurückkämpft. Dieses Procedere wird sich noch
öfters wiederholen...
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Mit den Langlaufskiern durch den Wald. Hinterher leckere
Würstchen vom Lagerfeuer.
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Neben der täglichen
Sauna spielen wir kräftig Maumau. Lars gewinnt immer!
Einmal gönnen wir uns dicke Würste am Stock – heiß
gegrillt im Lagerfeuer mitten im Wald. Lars hackt dabei mit
einer kleinen Axt das Holz für unser Feuer klein. Zum nahen
Hüttenklo begleite ich ihn doch lieber. Abends starten wir
ein Experiment. Wir füllen eine Schüssel bis zum Rand mit
Wasser und lassen sie über Nacht draußen stehen. Am
nächsten Morgen ist das Wasser ganz gefroren, in der Mitte
ein Hohlraum.
So nähern sich die zwei Wochen ihrem
Ende. Am letzten Abend wandern Lars und ich in der
Dämmerung noch einmal zum Ruotimolahti, um „Tschüss“ zu sagen. Wir stehen am verschneiten
Ufer und schauen über die große, weiße Fläche. Unser
Trampelpfad von unserem ersten Ausflug ist immer noch
sichtbar. Lars nimmt die tiefe Stille und die klare Luft
bewusst wahr. So etwas kann er daheim nicht erleben.
Am nächsten Morgen wecke ich ihn um sechs
Uhr, nach deutscher Zeit ist es sogar erst fünf Uhr. Ohne
zu murren aber dennoch mit traurigem Blick steht er auf und
hilft mit beim Packen. Risto holt uns mit dem Auto ab und
fährt uns zum Bahnhof. Mit „Vielen Dank, Risto!“
verabschieden wir uns. In Helsinki wartet das Flugzeug; am
Nachmittag sind wir wieder in Kaarst. Finnland ist jetzt
sooooo weit weg. „Leider!“, sagen Lars und ich...
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Mit Päivi, Anne-Kaisa und Risto unterwegs im finnischen
Frühling, der eigentlich noch ein Winter ist: Lars auf dem
Schlitten (2. v. l.)
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Die
Geschichte von Toms Wintertour -
hier |
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Autor:
Th.
Bujack |
Veröffentlichung und Verbreitung nur mit
Einverständnis der Autoren!
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Rechte bei der NORDLANDSEITE, 2006
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